Farmers League – ist die Bundesliga wirklich so schwach?

Die Bundesliga, Deutschlands höchste Fußballliga, wird von Kritikern immer wieder als Farmers League oder auch Bauernliga bezeichnet, was auf die vermeintlich geringe Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu anderen europäischen Top-Ligen hinweisen soll. Doch ist diese Bezeichnung gerechtfertigt, oder handelt es sich dabei lediglich um ein Vorurteil? Zur Beantwortung dieser Frage gelten vor allem internationale Erfolge der Bundesliga als wichtiger Faktor. Doch auch andere Eigenschaften spielen diesbezüglich eine Rolle.

Als charakteristisch für Top-Ligen gilt in der Regel eine hohe Dichte an qualitativ starken Vereinen, die auch international immer wieder Erfolge feiern können. Daran lässt sich die Leistungsfähigkeit von Fußballligen weltweit wohl am besten messen. Solche Ligen gelten traditionell als besonders attraktiv für Sportwetten. Hier locken auch deutsche Sportwetten-Anbieter mit Bonus mit attraktiven Quoten und auch in diesem Zusammenhang lohnt sich ein genauerer Blick auf die Stärke der Bundesliga. Ist die heimische Liga tatsächlich nicht stärker als eine Farmers League?

 

Mythos Farmers League: die Bundesliga im Fokus

Die Bezeichnung nationaler Ligen als Farmers League ist gerade in der englischen Medienlandschaft und unter Fans der Premier-League ein gern gesehenes Stilmittel. Besonders gern kommt der Ausdruck in Bezug auf die Ergebnisse deutscher Mannschaften in internationalen Wettbewerben zum Einsatz. In der abgelaufenen Spielzeit schieden alle deutschen Teams frühzeitig aus der UEFA-Champions League aus. So steht die Tatsache, dass in den letzten Jahren kein deutscher Verein das Halbfinale der europäischen Königsklasse erreichen konnte. Die wiederholten Misserfolge in den internationalen Wettbewerben haben dazu beigetragen, dass die Bundesliga den Ruf einer wenig wettbewerbsfähigen Liga erhalten hat.

Gleichzeitig dazu hat natürlich auch die Diskussion um die aus England stammende und abwertende Bezeichnung in Bezug auf die Bundesliga wieder an Fahrt aufgenommen. Die Bundesliga sei eine Farmers League – zumindest aus Sicht ihrer Kritiker. Damit wird der Stellenwert der Bundesliga im internationalen Vergleich infrage gestellt.

Dazu kommt, dass die Bundesliga in der jüngsten Vergangenheit den Abgang mehrerer Top-Stars zu verzeichnen hat: Neben Robert Lewandowski und Erling Haaland verließ nun auch Jude Bellingham die höchste Spielklasse im deutschen Fußball. Alle folgten dem Ruf ins Ausland. Sie hinterließen nicht nur im Kader ihrer ehemaligen Vereine eine Lücke, sondern fehlen auch der gesamten Liga als weltweit bekannte Gesichter, die die Bundesliga auf der internationalen Bühne repräsentierten. Mit diesen Abgängen verbleibt in der Bundesliga derzeit nur ein internationaler Superstar von Weltrang, und das ist Harry Kane vom FC Bayern München. Für alle Skeptikern gilt dieser Zustand als weiterer Beweis dafür, dass die Liga nur bedingt internationale Wettbewerbsfähigkeit besitzt.

 

Gegenbeispiel Erling Haaland: Von wegen Farmers League!

Doch aus Reihen der Bundesliga gibt es natürlich auch Argumente, die sich gegen den Status als Farmers League wehren. So wird der Wechsel von Erling Haaland im Sommer 2022 oft als Argument angebracht. Nachdem der Norweger in der Bundesliga eine beeindruckende Quote verzeichnen konnte, betonten Skeptiker, dass so eine Leistung nur aufgrund der Schwäche der deutschen Bundesliga möglich sei.

Doch Haaland ließ schnell all diejenigen verstummen, die in diesem Zusammenhang an der Stärke der Bundesliga zweifelten und die Liga als Bauernliga oder Farmers League abwerteten. Der ehemalige Dortmunder brach bereits in seiner ersten Saison bei Manchester City eine Reihe von Rekorden und ballerte sich mit unglaublichen 36 Toren zum Torschützenkönig der englischen Premier League. Sympathisanten der Bundesliga sehen darin nicht nur die Qualität von Erling Haaland selbst bestätigt, sondern auch einen Beweis für die Stärke der Bundesliga.

 

Die aktuelle Diskussion lenkt von eigentlichen Problemen ab

Ein Blick auf die Debatte über die Bundesliga als Farmers League zeigt allerdings eindrucksvoll, dass die tatsächlichen Probleme im europäischen Fußball immer noch zu selten im Fokus stehen. Statt sich auf die Unterschiede zwischen den europäischen Top-Ligen zu konzentrieren, sollte der Fokus auf der wachsenden Kluft innerhalb der nationalen Ligen liegen. Dagegen verliert das Bild, dass die englische Premier League im Vergleich zu den oft als Farmers Ligen bezeichneten Ligen in Frankreich oder Deutschland wettbewerbsfähiger ist, an Relevanz.

Vielmehr wird die Kluft zwischen den Spitzenvereinen und den übrigen Mannschaften in vielen nationalen Ligen immer größer. Kantersiege werden immer häufiger und an der Tabellenspitze treffen sich seit Jahrzehnten dieselben Vereine. Durchaus ein aufschlussreiches Zeichen für eine wachsende Ungleichheit im gesamten europäischen Fußball. Den Höhepunkt fand diese Problematik, als sich eine Reihe internationaler Top-Klubs zu einer Super League zusammenschließen wollten. Also ein Problem, dass nicht allein auf die Bundesliga beschränkt ist.

Besonders auch in der englischen Premier League gibt es eine enorme Kluft zwischen den Top-Teams und dem Rest. Die Dominanz der reichsten Vereine und die massiven finanziellen Unterschiede innerhalb der Liga haben in den letzten Jahren dazu geführt, dass immer die gleichen Mannschaften um den Titel und die europäischen Plätze spielen. Nur selten gibt es Überraschungen zu bestaunen. Somit sollte die Diskussion weniger auf die vermeintliche Schwäche einer bestimmten Liga abzielen, sondern vielmehr auf die drängende Frage, wie der Fußball insgesamt mit dieser zunehmenden Kluft zwischen den finanzstärksten Vereinen und dem Rest umgehen wird. Eine Lösung dieser Problematik hätte für die gesamte Welt des Sports positive Auswirkungen.

 

Fazit: Ist die Bundesliga eine Farmers League?

Die Debatte darüber, ob die Bundesliga als Farmers League bezeichnet werden kann, brennt also seit Jahren immer wieder auf. Die Verwendung dieses Begriffs ist oft eine bequeme Möglichkeit, die Leistungsfähigkeit einer Liga zu kritisieren. Allerdings greift diese Bezeichnung nicht weit genug, um die tatsächliche Stärke des deutschen Fußballs und seine internationale Wettbewerbsfähigkeit angemessen zu erfassen.

Zunächst einmal ist es wichtig anzuerkennen, dass die Bundesliga über Jahrzehnte hinweg zahlreiche talentierte Spieler und Trainer hervorgebracht hat, die international erfolgreich waren. Die Liga hat eine lange Tradition und hat sich auch in den letzten Jahren weiterentwickelt. Dies wird durch die Tatsache unterstrichen, dass die Bundesliga nach wie vor Spieler von Weltklasse anzieht – jüngstes Beispiel ist sicher Harry Kane. Sicher ist allerdings auch, dass die Bundesliga auf internationaler Bühne in Zukunft wieder erfolgreicher sein muss.

Insgesamt zeigt die Diskussion um die Bundesliga als Farmers League, dass die Realität komplexer ist, als es die Bezeichnung vermuten lässt. Statt andere Ligen als Farmers League zu diskreditieren, sollte die Diskussion in eine breitere Betrachtung der strukturellen Herausforderungen und Trends im europäischen Fußball eingebettet werden. So ist ein Blick auf die wachsende Kluft zwischen den Top-Klubs und dem Rest der Liga in nahezu allen europäischen Ligen zu beobachten. Ein Problem, welches deutlich tiefgreifender ist, als jede Debatte über die Bundesliga als Farmers League.

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Giacomo Hermosa ist 37 Jahre alt, Vater von zwei Kindern und verheiratet. Vor elf Jahren hat er die Magister der Biologie und Anglistik erfolgreich absolviert. Hier hat er sich interdisziplinär mit den Themen Bioverfügbarkeit und Medizinalhanf beschäftigt. In seiner Freizeit schreibt er v.a. in den Bereichen Fitness, Ernährung und – familiär bedingt – über einige besondere Autoimmunerkrankungen. Seine Veröffentlichungen findet man u.a. auf seiner Website und bei der taz.