Kryptowährung: Skepsis in Deutschland, Aufgeschlossenheit in der Schweiz

Es ist keine Neuheit, dass sich Deutschland bezüglich technischen Fortschritts zurückhaltend zeigt. Denken wir beispielsweise an die Einführung des bargeldlosen Bezahlens zurück, taten sich die Bewohner der Bundesrepublik weit schwerer damit, die Vorzüge von modernen Zahlungsmitteln anzunehmen als die Nachbarländer. Ähnlich verhält es sich nun mit der Akzeptanz von Kryptowährungen. Lediglich 22 % der Deutschen sind Kryptowährungen gegenüber, insbesondere dem Bitcoin, positiv eingestellt. Mehr Skepsis kommt lediglich aus den Ländern Japan und Kanada. Hinzu kommt, dass 10 % der deutschen Bevölkerung sogar noch nie etwas von Bitcoin, Ethereum und Co. gehört haben.

Anders sieht dies im Nachbarland der Schweiz aus. Das Alpenland zeigt sich nicht nur aufgeschlossen für Kryptowährungen, sondern ist laut dem Weltweiten Bericht zur Krypto-Bereitschaft (Worldwide Crypto Readiness Report) das krypto-freundlichste Land Europas. Weltweit belegt die Schweiz nach den USA und Hongkong den dritten Platz. Wir haben uns damit beschäftigt, wodurch diese Platzierung der Schweiz zustande gekommen ist.

 

Hohe Zahl an Krypto-Automaten in der Schweiz

Das Alpenland macht es seinen Bürgern leicht – Kryptowährungen kaufen ist in der Schweiz einfach, denn dies geht nicht nur online, sondern auch über Krypto-Automaten. Dabei handelt es sich um Bankautomaten, bei denen mithilfe der eigenen Kreditkarte Kryptowährungen gekauft oder verkauft werden können. Mit einer Anzahl von über 150 Krypto-Automaten ist die Schweiz als relativ kleiner Staat gut aufgestellt. Zum Vergleich gibt es im wesentlich größeren Deutschland gerade einmal gut 50 Stück. Weltweit gibt es über 35.000 Krypto-Automaten, wovon sich der Großteil in den USA befindet.

Die Möglichkeit, an einem Automaten der Hausbank Kryptowährungen zu handeln, ist ein wichtiger Schritt für den Zugang zu digitalen Münzen. Zwar können Kryptowährungen auch problemlos online erworben werden, doch ist dies vor allem für Einsteiger in die Krypto-Welt häufig zu anonym und unsicher. Es kostet mehr Überwindung, einem Online-Broker zu vertrauen, als die Angelegenheit mit der Hausbank zu besprechen und Bitcoin über den Bankautomaten zu erwerben. Das Vorhandensein zahlreicher Krypto-Automaten trägt folglich stark dazu bei, dass die Schweiz zu einem der krypto-freundlichsten Länder gekürt wurde.

 

Hohe Dichte an Blockchain-Start-ups

bitcoin 5281987 1280Die Schweiz ist nicht nur wegen ihrer Freundlichkeit zu Kryptowährungen bekannt, sondern auch wegen ihrer Start-up-Szene. Eine gut ausgebaute Infrastruktur, ein liberales Steuersystem sowie die hohe Lebensqualität machen das Alpenland zu einem beliebten Ort für die Gründung von Unternehmen. Hinzu kommt, dass die Schweiz die Ansiedlung von Start-ups aktiv durch Investitionen unterstützt. Dabei sind die Branchen breit gefächert und umfassen neben der Informations- und Kommunikationstechnik, Life Science und vielen weiteren auch die Blockchain-Industrie. Letztere sind vor allem im Kanton Zug angesiedelt, der auch als Krypto Valley bezeichnet wird.

Bezogen auf die Dichte der Blockchain-Start-ups liegt die Schweiz im internationalen Vergleich auf Platz 1. Pro 100.000 Einwohner gibt es im Alpenland 13 Blockchain-Start-ups. In Hongkong kommen auf die gleiche Einwohnerzahl gerade einmal drei Blockchain-Start-ups.

 

Steuerfreie Kapitalgewinne in der Schweiz

Ein weiterer Aspekt, der für die Kryptofreundlichkeit der Schweiz spricht, ist die Steuerfreiheit, wenn es um Kapitalgewinne aus Bitcoin, Litecoin und Co. geht. Sofern Krypto-Trading nicht gewerblich erfolgt, müssen Privatpersonen ihre Erträge als Kapitalgewinne nicht versteuern. Gleichzeitig bedeutet dies allerdings auch, dass Verluste aus Krypto-Trading nicht steuerlich abgesetzt werden können.

Mit der Steuerfreiheit für Kapitalgewinne aus Kryptowährungen steht die Schweiz zwar nicht ganz alleine dar, aber verbreitet ist diese Regelung nicht.

 

Kryptowährungen: Popularität unter der Schweizer Bevölkerung

Bitcoin, Ethereum und Co. sind in der Schweiz recht bekannt. Gerade einmal 7 % der Bevölkerung weiß nicht, was es mit der digitalen Währung auf sich hat. Gleichzeitig ist die Aufgeschlossenheit unter den Bürgern groß. Mehr als die Hälfte gibt an, Kryptowährungen im Alltag verwenden zu wollen, wenn diese als offizielle Währung eingeführt würden. Deutschland zeigt sich hierbei wesentlich skeptischer, gerade einmal 36 % könnten sich vorstellen, Kryptowährungen im Alltag zu nutzen.

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Giacomo Hermosa ist 37 Jahre alt, Vater von zwei Kindern und verheiratet. Vor elf Jahren hat er die Magister der Biologie und Anglistik erfolgreich absolviert. Hier hat er sich interdisziplinär mit den Themen Bioverfügbarkeit und Medizinalhanf beschäftigt. In seiner Freizeit schreibt er v.a. in den Bereichen Fitness, Ernährung und – familiär bedingt – über einige besondere Autoimmunerkrankungen. Seine Veröffentlichungen findet man u.a. auf seiner Website und bei der taz.